„Neuer Rekord: 100.000 Hundekot-Sackerl pro Tag“ lautet die Überschrift eines Artikels der Stadt Wien.
Nach einer Analyse der MA 48 aus dem Jahr 2016 landen rund 100.000 Sackerl für’s Gackerl allein in Wien im Müll. Auf die 55.649 in Wien lebenden Hunde, werden also pro Hund 2 Sackerl für's Gackerl am Tag weggeworfen. In einem Jahr sind es dann insgesamt 36 Mio. Sackerl für’s Gackerl für ganz Wien. Die Daten wurden von der MA 48 durch Restmüllanalysen bestimmt.
Was bedeutet das jetzt für uns?
Man kann dieses Thema jetzt aus verschiedenen Perspektiven betrachten. Zum einen ist es sinnvoll und wichtig, dass wir Hundebesitzer*innen die Ausscheidungen unserer Hunde einsammeln und nicht auf den Straßen oder in der Natur liegen lassen. Dabei geht es nicht bloß um das Stadt- oder Landschaftsbild – das ist aber natürlich auch sehr wichtig. Es geht auch darum, dass eine Überdüngung mit Hundekot die Natur, bzw. unseren Boden beeinträchtigt. Denn der Boden bekommt dadurch zu viele einseitige Nährstoffe ab, nämlich Stickstoff und Phosphor der im Kot unserer Hunde steckt. Das wiederum schadet ihm, ähnlich wie eine Überdüngung in der konventionellen Landwirtschaft mit Pestiziden. Unser aller Aufgabe sollte daher immer lauten: aufheben statt liegen lassen, besonders in der Natur!
Andererseits sehen viele im Plastik ein Problem für unsere Natur. Es kommt immer wieder vor, dass man beim Spazieren Sackerl für’s Gackerl in Bäumen hängen sieht. Meist werden diese vom Wind verweht und gelangen so an die unterschiedlichsten Orte, wo sie teilweise nicht mehr eingesammelt werden. Aus dieser Perspektive heraus, erscheinen die Plastiksackerl also das Problem zu sein.
Was ist mit Bio Kunststoff?
gs’hund hat sich lange mit der Thematik Biokunststoff Sackerl für’s Gackerl beschäftigt. Also abbaubare Sackerl aus nachwachsenden Rohstoffen. Aber im Laufe unserer Recherche kamen uns gewisse Zweifel.
Zunächst möchten wir darauf hinweisen, dass Biokunststoff ein Überbegriff ist. Denn Achtung, nicht jeder Biokunststoff ist auch immer abbaubar! Es gibt laut Definition drei Varianten von Biokunststoff:
- Biologisch nicht abbaubarer Biokunststoff (meist Verbundwerkstoffe, also eine Mischung aus Naturfaser und Kunststoff)
- Biologisch abbaubarer Biokunststoff aus nachwachsenden Rohstoffen (aus bspw. Mais, Zuckerrohr, Kartoffel oder Weizen)
- Biologisch abbaubarer Biokunststoff aus fossilen Rohstoffen (wie z.B. Erdöl)

Die biologische Abbaubarkeit kommt also nicht darauf an, welcher Rohstoff als Basis herangenommen wird. Denn wir sehen, dass auch fossile Rohstoffe abbaubar sind. Die Abbaubarkeit hängt nur von der chemischen Struktur des Basisstoffes ab und seiner Möglichkeit durch Mikroorganismen zersetzt zu werden.
Damit gibt es schon die ersten Punkte die man unterscheiden muss, wenn man ein Biokunststoff Sackerl für’s Gackerl betrachtet.
Die richtige Entsorgung von Biokunststoff
Nicht jeder Biokunststoff ist für die Biotonnenentsorgung vorgesehen. So täuschend die Bezeichnung klingen mag, so vorsichtig muss man bei der Entsorgung seines Biosackerls sein. Denn nur sogenannte Bio-Kreislauf-Sackerl, bzw. nach EN 13432 zertifizierte Knotenbeutel die am Keimlings- oder OK compost Logo erkennbar sind, dürfen in die Biotonne. Die Norm besagt, dass das Material nach 3 Monaten zu 90% zersetzt sein muss. Immer mehr Anbieter*innen werben heute mit dem Label „Biokunststoff“, aber erinnere dich zurück, Biokunststoff ist nicht immer abbaubar. Ihn in die Biotonne zu werfen macht also nicht immer Sinn. Darüber hinaus trennen viele Anlagen in Österreich die Biosackerl vom Biomüll. Mit Ausnahme von Wien, die Vorsammelhilfen (also Biokunststoff-Müllbeutel) erlaubt, gilt in Österreich die Devise: „Den Inhalt des Sackerls in der Biotonne entleeren und das Sackerl im Restmüll entsorgen“.
Für die Kompostieranlage bedeutet ein Biokunststoffsackerl kein Mehrwert. Anders als die organische Substanz - also unsere biologischen Speiseabfälle – bringt das Biokunststoffsackerl dem Kompost keine Nährstoffe, wenn es sich zersetzt. In diesem Sinne befürworten manche Expert*innen sogar, dass Biokunststoff sinnvollster Weise verbrannt werden sollte. Damit würde ein Mehrwert aus seiner Entsorgung geschaffen werden, nämlich die Erzeugung von thermischer Energie.
Im Falle von Biokunststoff mit Hunde-Gackerl darin, wäre die Sache sowieso hinfällig. Denn aus hygienischen Gründen sollte dieses nie in der Biotonne entsorgt werden.
Irreführend und gar nicht so leicht, die Sache mit dem Biokunststoff…
Unser Dialog mit der Stadt Wien zum Thema Biokunststoff Sackerl für’s Gackerl
Wir haben im Laufe unserer Recherche auch den Dialog zur Stadt Wien gesucht, um in Erfahrung zu bringen, weshalb die Stadt sich gegen die Verwendung von Biokunststoff Sackerln für’s Gackerl entschieden hat. Wir erhielten daraufhin die Antwort, dass sich bei der Verwendung solcher Sackerl, die Verwendung von gentechnikfreien Rohstoffen nicht ausschließen lässt. Da aber die Stadt Wien sich klar für den gentechnikfreien Umgang mit natürlichen Ressourcen stellt, war die Berücksichtigung solcher Sackerl daher nicht vorgesehen. Außerdem sieht die Stadt Wien hinter der Verwendung von Biokunststoff Sackerl die Gefahr gegeben, dass das achtlose Wegwerfen auf Grünflächen oder in Wäldern aufgrund der Abbaubarkeit weiterhin bestehen bleibt, wodurch die falsche Botschaft vermittelt werden würde. „Die Hemmschwelle dafür würde sinken und die Nutzung der Hundekotsackerl wäre sinnlos“.
Woraus bestehen die Sackerl für's Gackerl der Stadt Wien?
Die von der Stadt Wien verwendeten Hundekotsackerl bestehen aus Niederdruckpolyethylen. Sie werden gemeinsam mit unserem Restmüll, Sperrmüll und Papierkorbinhalten verbrannt, wobei der Energiegehalt der Sackerl samt Inhalt genutzt wird, um Strom und Fernwärme zu erzeugen. Bei der Verbrennung in Müllverbrennungsanlagen herrschen Temperaturen von 850°C. Dabei entstehen bei der Verbrennung als Reststoffe CO2, Wasser und Sauerstoff.
Die Alternative: Recyceltes Plastik
Nach den Zweifeln, ob Biokunststoff das richtige sei, hatten wir einen neuen Gedanken: Warum könnten wir nicht recyceltes Plastik für die Herstellung der Sackerl für’s Gackerl verwenden? Der Vorteil der sich daraus ergibt ist: wir können bereits verwendetes Plastik wiederverwenden. Anstatt also die Sackerl für's Gackerl aus Primärplastik zu erzeugen, nutzen wir Sekundärplastik, dass sich nicht mehr wie PET weiterverwenden lässt.
Nicht alle getrennt gesammelten Kunststoffabfälle werden wieder zu Lebensmittelverpackungen verarbeitet. Hochwertiges PET kann erneut zu PET Flaschen verarbeitet werden (sog. PET to PET-Recycling). Der restliche Kunststoffabfall wird jedoch zu Granulat verarbeitet. Aus diesem können schließlich neue Produkte außerhalb des Lebensmittelbereichs hergestellt werden. Hier können auch recycelte Sackerl für’s Gackerl anknüpfen. Wir wissen, Plastik ist immer sehr unbeliebt. Aber für recycelte Kotbeutel müsste kein neues Plastik erzeugt werden, sondern altes würde recycelt werden. Wir sehen einen großen Vorteil darin die Lebensdauer dieses Rohstoffes zu verlängern.
Wir haben uns aus diesem Grund dazu entschieden, unsere Sackerl für's Gackerl aus recyceltem österreichischen Plastik herzustellen. Damit helfen wir dabei, die Recyclingrate dieses Materials zu verbessern, denn in Österreich wird aktuell nur ein Drittel des anfallenden Plastikmülls tatsächlich recycelt. Hier kannst du es nachlesen!