Closeup of two cows on grassland

Warum Insekten und kein bio Fleisch? Die Flut der Biosiegel

Die Fülle von Bio-Siegeln ist kaum noch zu überblicken. Uns überfluten mittlerweile die vielen Labels auf Verpackungen, die uns Liebe zur Natur und zum Tier versprechen. Aber die Wahrheit ist, nicht alle Siegel erfüllen dieselben Standards. Die Unterschiede müssen von uns Konsument*innen recherchiert werden, damit wir in unserer Kaufentscheidung die richtige Wahl treffen. Das stellt uns vor große Mühen. Aus diesem Grund haben wir euch hier einen kleinen Überblick verschafft.  

 

Was sind die allgemeinen Richtlinien des Biolandbaus?


1) Bio nutzt natürliche Pestizide zur Schädlingsbekämpfung 

Ganz ohne Pestizide kommt auch der Biolandbau nicht aus, daher nutzt er natürliche Pestizide aus Stoffen die natürlich abbaubar sind. Zum Einsatz kommen dabei bspw. Kupfer oder Eisen. Dennoch sind diese nicht unbedingt harmlos. Denn während chemische Pestizide in der konventionellen Landwirtschaft gezielt einen Schädling bekämpfen, sind Biopestizide in ihrem Anwendungsgebiet nicht so gezielt und können dadurch mehrere Arten gleichzeitig treffen – manche davon auch ungewollt.  

 

2) Bio nutzt Düngemittel wie Kompost oder Gülle 

Durch den Verzicht auf Mineraldünger werden unsere Böden geschont. Dabei wird nämlich weniger Stickstoff im Boden gesammelt, der bei konventionellem Mineraldünger, Böden sowie unser Grundwasser verschmutzt (Was versteht man unter Eutrophierung von Gewässern?). Geregelt wird der Eintrag in der Biolandwirtschaft dadurch, wieviel Vieh auf die Weide gehen darf. Damit wird die Kotmenge auf den Flächen reguliert und so auch die Menge des Nährstoffeintrags in unsere Böden.  

 

3) Bio nutzt verschiedene Kulturen auf einem Feld 

Die Artenvielfalt innerhalb einer Kultur ist wichtig, denn die immer selbe Pflanze entzieht dem Boden einseitig die immer selben Nährstoffe. Dieser verarmt mit der Zeit. Darüber hinaus sind Insekten wie bspw. Bienen auf verschiedene Blühzeiten - durch unterschiedliche Pflanzen ermöglicht - angewiesen.  

 

4) Bio setzt auf mehr Tierwohl 

Im Biolandbau wird darauf geachtet, dass es zu keinen langen Lebend-Transporten der Tiere kommt. Es soll hofeigenes Futter an die Tiere gefüttert werden und die Tierzahl eines Betriebes ist begrenzt. Der Richtwert für die Menge an zulässigen Tieren beruht auf dem Anteil an Mist den die Tiere produzieren. Damit sie die Böden nicht überstrapazieren ist eine Höchstmenge von 170kg Stickstoff pro Hektar festgelegt. Das entspricht in etwa 2 Kühen, 14 Schweinen und 230 Hennen auf je einem Hektar Land. Eingriffe wie Gummiringe, die Anbindehaltung, das Kuppieren des Schwanzes, das Stutzen der Schnäbel, das Abkneifen der Zähne oder das Enthornen sollten nicht Routinemäßig durchgeführt. Allerdings ist es im Biolandbau nicht unüblich. Ergebnisse von Vergleichsstudien zwischen Bioställen und konventionellen Ställen haben gezeigt, dass in lediglich 35% der Bioställe die Tierhaltung besser ausfiel als in konventioneller Haltung. (Mehr dazu im nächsten Kapitel). 

 

5) Die Klimawirkung des Biolandbaus 

  • Die Landwirtschaft ist in Österreich für über 10% der nationalen Treibhausgasemissionen verantwortlich 
  • Die wichtigsten Treibhausgase aus der Landwirtschaft sind Methan und Lachgas. Methan entsteht durch die Verdauung von Wiederkäuern, Lachgas durch die Düngung mittels Stickstoffdünger 
  • Direkte Treibhausgasemissionen fallen im Bio Landbau geringer aus, denn Rinder bekommen hier meist mehr Grünfutter der sich positiv auf ihren Stoffwechsel auswirkt und die Methanausstöße reduziert 
  • Indirekte Treibhausgasemissionen fallen allerdings höher aus. Denn Biobauern und Biobäuerinnen produzieren weniger Ertrag als konventionelle Bauern und Bäuerinnen. Außerdem benötigen sie mehr Fläche für dieselbe Menge Ertrag. Das führt indirekt zu höheren Emissionen. Darüber hinaus fällt die Güllemenge im Biolandbau höher aus, wodurch sich die Methan- und Lachgasemissionen hier sogar erhöhen im Vergleich zu konventioneller Landwirtschaft.  
  • Wir haben vorhin auch gesehen, dass Biopestizide aus Kupfer oder Eisen bestehen. Allerdings bilden diese auch eine Gefahr dar, denn die Auswaschung von Metallen gefährdet unser Grundwasser. Nach Niederschlägen können diese durch den Boden sickern und Grundwasserreserven unter Ackerflächen erreichen und diese verschmutzen. Dies stellt auch für uns Menschen eine gesundheitliche Gefahr dar.  
  • Die Biodiversität fällt zwar höher aus im Biolandbau, aber sie nimmt mit zunehmender Intensivierung des Biolandbaus stätig ab. Dazu kommt es, da Biolandwirt*innen immer mehr versuchen, ihre Erträge zu steigern. Und damit steigen auch ihre Einsätze von Dünger und Pestizide, wodurch – durch die hohe Belastung – eine Abnahme der Biodiversität bewirkt wird. Auch der Bedarf größerer Landflächen im Vergleich zum konventionellen Landbau führen dazu, dass mehr Naturflächen in landwirtschaftliche Flächen umgewidmet werden müssen um der Nachfrage gerecht zu bleiben. Dadurch wird auch im Biolandbau die Biodiversität zurückdrängt.  

 

6) Bio hat mehr Nährstoffe 

Tatsächlich kann diese Behauptung nicht belegt werden. Hierüber ist sich die Wissenschaft uneins. Eine Vielzahl von Studien konnte keine Nährwert-Unterschiede zwischen konventionellen und biologischen Lebensmitteln feststellen. Den einzigen Unterschied den sie beweisen konnten, ist der Gehalt an Antioxidantien. Diese dienen Pflanzen als natürliches Abwehrsystem gegen Schädlinge. Antioxidantien gelten als sehr gesund, wobei die Wissenschaft hier noch nicht belegen kann, ab welcher Menge sich die positive Wirkung für den Menschen auszahlt.  

 

Im zweiten Teil geht es weiter mit den Standards des EU Bio-Siegels. Hier geht's zum Artikel!

So schaut übrigens unsere Bio-Siegel Landschaft aus!

Austrian oragnic farming seals

 

Hier geht's zu den Quellen: Quarks, Annual Revues.