Biosiegel können unterschiedlichen Standards unterliegen. Den Mindeststandard gibt dabei das EU Bio-Siegel vor. Du hast es bestimmt schon einmal gesehen, aber weißt du auch was der EU Biostandard vorgibt? Denn tatsächlich ist es eines der schwächsten die auf unserem Markt zu finden sind.

Die EU gibt eine Maximalmenge von 170kg Stickstoff/ha Land vor. Das bedeutet, Tiere dürfen durch ihre Ausscheidungen nicht mehr als diese Menge Stickstoff in den Boden einbringen. Das entspricht für das EU-Biosiegel 230 Hennen, 580 Masthähnchen, 14 Mastschweine und 2 Milchkühe pro Hektar. Eingriffe wie die Enthornung von Rindern oder Ziegen oder das Kupieren von Schwänzen bei Schweinen sind zwar nicht erwünscht, werden aber unter Betäubung üblicherweise durchgeführt. Begründet wird dies unter der Vermeidung einer gegenseitigen Verletzung der Tiere. Denn Schweine beispielsweise, neigen dazu sich gegenseitig die Schwänze abzubeißen. Der Grund für dieses Verhalten liegt allerdings darin, dass die Tiere durch Unterforderung und Langeweile Frustrationen entwickeln und schließlich dieses Verhalten zeigen. Auch die Nutzung von Kuhtrainern ist beim EU-Biosiegel erlaubt. Kuhtrainer sind Bügel die um Rinder geschnallt werden und sie unter Strom zu setzen. Der Sinn dahinter ist es die Tiere beim Koten oder Harnen bis an den Mistkanal zurückzudrängen.
Lebend-Tiertransporte sind bis zu 8 Stunden erlaubt. Auch das erscheint schockierend angesichts der Qual die Tiere bei Transporten erleiden. Darüber hinaus wird die Grünfütterung mit Hofeigenem Futter nicht vorgeschrieben, sie ist also nicht verpflichtend.
Vergleichen wir diese Daten mit einem strengeren Biosiegel wie Demeter erscheinen große Unterschiede:
Auch der Zugang zur Weide, der einem vielleicht Verpflichtend vorkommt, wenn man an Biosiegel denkt, ist es eigentlich nicht. Beispielsweise gilt beim AMA Biosiegel keine Verpflichtung für den Zugang zur Weide in der Schweinehaltung. Und das obwohl Schweine leidenschaftlich gerne Wühlen und dieses Verhalten sehr wichtig für sie ist. Spaltböden oder Anbindehaltung können unter gewissen Voraussetzungen möglich sein. Ausnahmen hängen im Biolandbau meistens von der Betriebsgröße ab. Für kleine Betriebe gelten in der Regel mehr Ausnahmen.
Unser Tipp: Der Ethik Guide gibt einen wirklich guten Überblick über die wesentlichen Unterschiede verschiedener Biosiegel: zum Ethik Guide!
Bio ist damit kein Garant für ein stressfreies, glückliches Leben. Bei der Vielzahl von Biosiegeln die es heute gibt, liegt es an uns Konsument*innen, sich dieses Wissen anzueignen um die richtige Wahl zu treffen.
Noch ein Tipp: Die Tierombudsstelle Wien und Vier Pfoten haben einen wirklich super Überblick ausgearbeitet, wie sich der Biostandard unterschiedlicher Siegel in der Schweinehaltung auswirkt. Hier kannst du es dir ansehen!